ÜBER DIE OFFENE SERIE "WAS BLEIBT, VERGEHT."

Diese Serie versteht sich als fortlaufende Auseinandersetzung mit der Verwendung von schwarzer Tusche, Wasser und dem Kreis – als Form, als Idee, als stilles Zentrum. Klare Kanten treffen auf organische Verläufe. Zwischen Kontrolle und Auflösung entsteht Raum. Ich arbeite mit chinesischen Pinseln, Maskingtape, Deckeln – Alltagsobjekten, die zu Werkzeugen des Sehens werden. Die Kreise kehren wieder. Sie wirken wie sanfte Behauptungen in einer Welt, die sich oft fragmentiert anfühlt. Vielleicht ist das, was ich suche, auch das, was viele umtreibt: Klarheit im Chaos, Halt im Fließenden, Einfachheit im Komplexen. Im Hintergrund dieser Arbeit schwingt eine innere Haltung mit, wie sie auch in der Zen-Tuschemalerei zu finden ist – das Sich-Versenken in den Moment, das Loslassen von Absicht, die Präsenz der Geste. In der Begegnung mit dem Thema Zeit gewinnt diese Praxis eine weitere Schicht. Der Kreis verweist auf Wiederkehr und Zyklus – und gleichzeitig auf die Unmöglichkeit, denselben Moment zweimal zu erleben. Die Tusche fließt wie ein Gedanke, verdichtet sich, löst sich auf. Jede Fläche, jeder Schnitt, jede Verdunstung ist ein stilles Zeitzeugnis. Es sind Spuren, die nicht erzählen, was geschehen ist, sondern dass etwas geschah – flüchtig und trotzdem unauslöschlich. Meine Arbeiten sind tastende Gegenfragen. An das Jetzt. An das, was bleibt. Und an das, was vergeht, ohne je ganz verschwunden zu sein.